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Spanien 2022 November

 

30.11.2022 N 38°1‘39“ W 6°13'7“  Monesterio/ Raststätte Complejo Leo/ Höhe 460 m

 

Tja, auch wenn man auf Reisen ist, ist nicht jeder Tag ein guter Tag. Gestern machte sich am Nachmittag bei uns eine beginnende Erkältung bemerkbar. Helga hatte das schon vorgestern im Gefühl, als wir in Llastres unterwegs waren. Es war eine typische Situation: weil man schwitzt wird die Jacke ausgezogen, dann kommt um die Ecke ein kalter Wind, dass einem der Schweiß auf der Stirn gefriert. 

 

Gestern Abend hat uns der heiße Punsch gut getan, selbst Heiko hat geschlafen wie ein Stein und wurde nicht von jedem Geräusch geweckt. So ging es uns heute über Tag nicht so schlecht, wie befürchtet ... aber während der Fahrt machte mal wieder der hintere-innere Reifen Sperenzchen und verlor Luft. Haben wir etwa schon wieder einen Platten? Wie gut, dass wir nun einen Schlagschrauber dabei haben und Heiko die Reifen selbst wechseln kann. Aber am Reifen ist nichts festzustellen. Da hält wohl mal wieder die Verschraubung der Ventilverlängerung nicht dicht. Die Anstrengung zusätzlich zu der Erkältung hat Heiko für heute erstmal den Rest gegeben. Er freut sich auf den heißen Punsch - und es wird wohl wieder ein kurzer Abend werden. 

 

Bis Sanlúcar de Barrameda liegen noch 188 Kilometer vor uns. Heute haben wir uns per Mail für morgen bei Alfonso auf dem dortigen Stellplatz angemeldet. Bis Anfang Februar haben wir uns vorgenommen, dort zu bleiben. Wir sind gespannt, ob es in Sanlúcar Veränderungen in den letzten zwei Jahren gegeben hat.

 

29.11.2022 N 40°15‘41“ W 5°58'48“  Abadía/ Provinz Cáceres

 

Jetzt, wo wir uns entschieden haben, schnellstmöglich in den wärmeren Süden zu kommen, legen wir  unsere Strecke, ganz unüblich für unsere Art zu Reisen, auf der Autovia zurück.  Nur einen Stopp bei Mercadona zum Einkaufen am Stadtrand von León und eine kurze Mittagspause auf einer Raststätte legen wir ein. Vorbei geht es an Benavente, Zamora, Salamanca und Bejar. Über das kastilische Hochland, einer weiten Ebene mit schier endlosen Getreidefeldern bis zum Horizont. Später wird es hügeliger und statt Getreide begleiten uns über viele Kilometer weit beweidete Steineichenwälder, die Dehesas. Bald kommen auch wieder Berge in Sicht, die Sierra de Gredos. Und nun sind wir in der Extremadura angekommen.

Gegen 17 Uhr erreichen wir den Platz, den wir uns für die heutige Nacht ausgesucht haben. Ein Parkplatz am Rio Ambroz an einem Chiringuito (wir Deutschen würden sagen, eine Imbissbude, was aber deutlich untertrieben ist, oftmals bieten diese einfachen Lokale wirklich leckeres Essen). Jetzt außerhalb der Saison ist alles verlassen, wir stehen allein auf dem großen Platz. Der Fluss rauscht ganz in der Nähe, neben uns Feigenbäume. Ein lauschiger Ort, Trauerweiden am Fluß, den eine einbogige Römerbrücke, eine puente romano, überquert. Etliche gemauerte Grills mit Steintischen und -bänken am Chiringuito zeugen von buntem Leben in den warmen Monaten, wenn der Fluss wohl als Badestelle für die Bevölkerung dient. Es ist etwas wärmer als gestern Abend, liegen wir doch fast 600 Meter niedriger, aber immerhin noch auf 442 Metern.

Wie sind kaputt und todmüde. Der gestrige Tag hat uns eine Erkältung der Atemwege verursacht. Zwei Rotweingrog und frühzeitige Bettruhe sollten Abhilfe schaffen. 

Hoffen wir das Beste.

 

28.11.2022 N 42°51‘19“ W 5°40'32“  La Pola de Gordòn

 

In der Nacht hat es ordentlich geschüttet. Daher freuen wir uns, dass wir am Morgen bei Sonnenschein frühstücken können. Eigentlich eine gute Gelegenheit die sonnigen Stunden zu einem Spaziergang in den Ort zu nutzen. Oder doch lieber den Bus abpassen ... oder mit Leo runterfahren? Unsere Knie sind solch steilen Wege gar nicht mehr gewohnt, und schmerzen schon bei dem Gedanken. Ach was, lass es uns angehen, wenigstens die 500 Meter auf den Mirador und dann sehen wir weiter. Zu guter letzt schlendern wir die gepflasterten Altstadtgassen langsam und gemächlich hinunter. Es ist schon ein nettes Örtchen. Aber kaum etwas los. Alle Restaurants sind geschlossen ... wobei, wir wären wohl eher sowieso nicht essen gegangen. Die Preise hier an der Nord-West-Küste sind ganz schön gesalzen, ganz anders als in Kastilien, in Andalusien und den anderen Regionen Spaniens. Ein gemischter Salat soll z.B. 15 Euro kosten. Außerdem waren wir in der letzten Zeit fast jeden Tag essen. 

Gegen halb eins haben wir dann auch den Aufstieg geschafft und überlegen uns, wie wir unsere Weiterfahrt planen wollen. Es ist doch recht viel Regen vorhergesagt für die nächste Zeit und dabei ist es auch kühl bis kalt. So langsam haben wir mehr Lust auf wärmere Gefilde. 

 

Wir entscheiden uns, dass es nun Zeit wird, weiter gen Süden zu fahren. So geht es erst einmal auf der Autovia bis Campumanes, von dort wird die Via zu einer Autopista und wir zweigen ab auf die Nationalstraße 630. Die Nationalstraßen sind eigentlich immer genauso gut zu befahren wie die kostenpflichtigen Autobahnen und man bekommt mehr vom Umland mit. Na gut, manchmal haben sie ein paar mehr Kurven ... nun ja, wir haben mal wieder nicht die Rechnung mit dem Kantabrischen Gebirge gemacht. Wir fahren durch eine fantastische schroffe Berglandschaft, herrliche Ausblicke links und rechts, wenn auch mit etwas Nieselregen. Aber der Fahrer bekommt davon gar nicht so viel mit, der muss sich voll auf die Serpentinen konzentrieren. Anfangs ging es ziemlich normal los bei 10% Steigung, dann waren es 12%, später sind es 15% und wir landen auf 1100 Meter Höhe. Aber schau mal, da vorne, es geht ja noch weiter rauf, jetzt bei 17% Steigung, bis wir endlich den Pass, den Puerto de Pajares bei 1378 Metern erreicht haben. Gott sei Dank kommt die Feuchtigkeit nur als Regen herab und die Temperaturen liegen im Plusbereich ... obwohl bei dem einen Fotostopp, an dem wir endlich mal halten können, der Wind ganz schön kalt ist. Die Abfahrt gestaltet sich dann relativ harmlos, die Straße wird breiter und es geht sanft bergab. 

 

Nun stehen wir auf einem Stellplatz am Straßenrand in La Pola de Gordón, circa 35 Kilometer nördlich von Leon. Immer noch auf 1000 Meter. Wir vertrauen der Wettervorhersage, dass auch in der Nacht das Thermometer nicht unter 0 Grad sinken wird. Kalt wird es werden, gegen Mitternacht sind 2° vorhergesagt, aber wir haben ja eine Heizung. Und gleich nach dem Essen gibt es erstmal einen schönen heißen Glühwein.

 

 

27.11.2022 N 43°30'57“ W 5°16'34" Llastres

 

Heute haben wir nun den Golf von Biskaya, das kantabrische Meer, erreicht. Gegen Mittag legen wir einen Zwischenstopp ein in Comillas am Hafen mit Blick auf die schöne große Sandbucht. Der Anblick des Meeres muss gebührend genossen werden. Es ist angenehm warm ... auf der Terrasse eines einfachen Hafenlokals stärken wir uns mit gegrillten Chipirones (kleine Tintenfische)  und Pimientos rellenos, die typischen kleinen roten Paprikaschoten gefüllt mit Shrimps und anderem Meeresgetier, bevor es weiter geht Richtung Westen.

Die Küste ist sehr schroff mit hohen Klippen, leider gibt es keine wirkliche Küstenstraße, stattdessen fährt man die A-8 oder die N-634 etwas weiter im Hinterland. Nur sehr selten bietet sich ein Ausblick aufs Meer.  Zu den unzähligen Stränden, Buchten und kleinen Ortschaften führen schmale Wege, oftmals in steilen Serpentinen hinab. Schon von Weitem sichtbar, liegt vor uns das von Schnee bestäubte Gebirgsmassiv der Picos de Europa, ein Nationalpark der inmitten des Kantabrischen Gebirges liegt. Ein Anblick, der an die Alpen erinnert. 

 

Um zu unserem ausgesuchten Stellplatz in Llastres zu gelangen, fahren wir in Colunga von der Nationalstraße ab, auf der AS-257 hinunter zur Küste und werden von der herrlich gelegenen Playa de la Griega begrüßt. Am Liebsten würden wir gleich hier stehen bleiben ... aber, leider, dürfen WoMo's hier nicht übernachten. Kann man ja verstehen bei der Menge an Wohnmobilen, die inzwischen vor allem während der Saison unterwegs sind. Im Moment wäre es allerdings kaum ein Problem, die Parkplätze sind nahezu leer. Noch vor gar nicht langer Zeit hätte man problemlos hier stehen können, aber wir wissen nicht, wie die Policia drauf ist. Wenn man Pech hat, fängt man sich eine saftige Strafe ein. Das lassen wir mal lieber und nehmen die Straße weiter nach Llastres hinein. Das hübsche Städtchen zieht sich vom Hafen und Strand den Hang hinauf. Auf dem beigefügten Bildschirmfoto der Straßenführung kann man erahnen, dass es recht steil zugeht ... mitten zwischen den Häusern führt die enge Serpentine hinauf auf die Anhöhe, wo nach wenigen Metern auf einer Wiese der Stellplatz erreicht ist. Steigt man aus dem Wagen, ist die Luft erfüllt von Eukalyptusduft. Direkt neben uns steht ein riesiger Eukalyptusbaum. Inzwischen sind mal wieder Regenwolken herangezogen und es pieselt so vor sich hin. Wie wir gesehen haben, fährt ein Bus die Strecke in den Ort hinunter. Morgen soll es wechselhaft werden, Wolken, Regen vielleicht mit sonnigen Abschnitten. Mal schauen, ob das mit dem Bus klappt. Mit Rädern auf dieser sehr engen und steilen Serpentinenstraße, ständig Autos hinter einem ... das ist nichts für uns.

 

Gestern haben wir übrigens bei Sonnenschein eine schöne Radtour unternommen. Nur durch Zufall hatten wir entdeckt, dass direkt an unserem Stellplatz in Ontaneda die "Vía Verde del Pas" beginnt. Natürlich sind wir nicht die gesamte Strecke von 34 Kilometern geradelt. 22 Kilometer haben es auch getan. Es ist sehr erholsam auf diesen stillgelegten Bahntrassen zu fahren. Nur Radler und Fußgänger sind unterwegs. Da kann man die schöne Umgebung richtig genießen.

 

"Die Vía Verde del Pas ist mit 34 km der längste der 5 Bahntrassenradwege Kantabriens. Auf der Trasse der ehemaligen Schmalspurbahn zwischen Ontaneda in 160 m Meereshöhe am Fuß des Escudo-Passes und El Astillero am Atlantik folgt der Radweg dem Río Pas auf seinem Weg zum Meer. Die alte Bahnstrecke, die 1902 in Betrieb ging, wurde in zwei Etappen zwischen 1973 und 1976 stillgelegt."  

In Llastres

 

Ein Eindruck vom Strand in Comillas

 

26.11.2022 N 43°12'12“ W 3°55'32“  Tal des Rio Pas, Ontaneda und Alceda

 

Gestern ging die Fahrt weiter auf der N-623 durch das Kantabrische Gebirge Richtung Atlantikküste. Wir dachten, den höchsten Punkt hätten wir schon hinter uns und es ginge jetzt nur noch bergab. Statt dessen steigt die Straße erneut an zum Puerto del Escudo mit 1.100 Metern. Nun kommt die Abfahrt ... die hat es in sich. Sind wir auf der Ski-Piste gelandet? Lange Strecken führen ohne Kurven steil geradeaus bergab. Nur fliegen ist schöner. Unser Leo kommt ganz schön in Fahrt. 

Meßstäbe stecken links und rechts der Fahrbahn. Man hat sich auch hier schon auf den Schnee im Winter vorbereitet. 

 

Es ist eine grüne bergige Landschaft, Wiesen bis hinauf auf die Anhöhen, unterbrochen von Nadel- und Laubwäldchen, dazwischen hier und da kleine bäuerliche Anwesen aus grob behauenem Stein. Wir erreichen das schmale Tal des Rio Pas mit den kurz hintereinander liegenden Ortschaften Alceda und Ontaneda. Hier, in Ontaneda, gibt es unten am Fluss einen Stellplatz. Großzügig angelegt, 7€ inklusive Strom, Wasser und Entsorgungsmöglichkeit, wir sind die Einzigen. Die Entscheidung hier zu bleiben fällt leicht. Vielleicht sogar übers Wochenende, wenn die Wochenendausflügler am Sonntag von den Stränden am Atlantik wieder nach Hause fahren, können wir uns dorthin auf den Weg machen. 

 

Bei einem abendlichen Spaziergang durch den Ort merken wir erst, um wieviel wärmer es hier ist, als oben am Stausee. Wir sind viel zu warm angezogen und verschwitzt, als wir zu Leo zurück kommen. 

 

Heute ist es sonnig, trocken und mit rund 15° angenehm temperiert und lädt ein, die Räder rauszuholen. Die kleinen Orte bieten nichts Besonderes, aber doch findet man in Alceda das eine oder andere hübsche, für diese Gegend typische Anwesen. Hoch gewachsene Palmen zeugen davon, dass es auch in den Wintermonaten nicht allzu kalt werden dürfte. 

  

25.11.2022 N 43°12'12“ W 3°55'32“  Tal des Rio Pas, Ontaneda und Alceda

Bildnachweis: www.cantabriarural.com                                                                                            Bildnachweis: wanderlustmemories.com

 

Das fiel uns beim Einkaufen auf:

Heute morgen fahren wir mit dem Rad zu dem kleinen Supermarkt im Ort. Es ist alles vorhanden, was für den täglichen Bedarf benötigt wird. Wir brauchen Butter ... beim Blick ins Kühlregal sind wir doch einigermaßen erstaunt. Die einheimische spanische Mantequilla ist rund 40 Cent teurer, als die aus Deutschland stammende Oldenburger Butter. Was für ein Wahnsinn ... wir dürfen gespannt sein, ob es in den größeren Supermärkten und weiter im Süden genauso ist. Vorstellen können wir uns das eigentlich nicht. Bei unseren früheren Reisen fanden wir es immer gut, hauptsächlich einheimische Produkte zu finden.

 

24.11.2022 N 43°12'12“ W 3°55'32“  Ondaneda

 

Die Stimmung ist gereizt, das Wetter verregnet und unser Etappenziel von heute ist nicht erreicht. Bericht erscheint morgen!

 

23.11.2022 N 43°2'17“ W 3°53'38“  Corconte

 

Gestern haben wir uns von der Rioja verabschiedet. Ein kurzer Abstecher noch einmal nach Labastida, einen ganz bestimmten Weißwein von einer kleinen Bodega wollten wir mitnehmen. Wir umfahren Haro, nehmen die Nationalstraße 232 nach Pancorbo und befinden uns einige Kilometer vorher bereits in der Provinz Kastilien und León. Wir sind ganz erstaunt, wie nahezu abrupt sich die Landschaft verändert hat. Das Kantabrische Gebirge ragt weiterhin rechts von uns auf. Doch nun fahren wir nicht mehr durch  hügeliges Weinland, nur noch vereinzelt liegen kleine Parzellen Wein inmitten von riesigen weiten Flächen abgeernteter Weizenfelder (wir nehmen jedenfalls an, dass es sich um Weizen handelt, sind ja nur noch die Stoppeln vorhanden), die bis hin zum Horizont reichen. Keine Knicks, keine Wäldchen, keine Hecken,  nur hie und da mal ein Farbklecks, lauter dunkelgrüne Kohlköpfe.

 

Bei dem Ort Oña dann,  ändert sich die Landschaft erneut, es geht hinauf ins Gebirge bis zu rund 1000 Metern Höhe. Rechter Hand fließt der Ebro, der nicht weit von hier im Kantabrischen Gebirge seinen Ursprung hat. Wald und schroffe Felskanten prägen jetzt das Bild. Die wenigen kleinen Ortschaften, die wir durchqueren wirken verlassen und nicht sehr einladend. Gegen Mittag nähern wir uns dem Embalse del Ebro, dem großen Stausee des Ebro. Am nord-östlichen Ufer in Corconte soll ein Stellplatz liegen, nur eine kurze Strecke links ab von der Nationalstraße. Und hier befinden wir uns nun in Kantabrien.

 

Der Stellplatz stellt sich als gar nicht schlecht heraus, ein großer, leerer Parkplatz inmitten von Wiesen, der See in Sichtweite.  Und Glockengebimmel erinnert an Almgeläut. Nur, wo sind die Kühe? Es grasen hier nur Pferde ... merkwürdig, Pferde mit Glocken um den Hals? Ja tatsächlich. Es scheint sie nicht zu stören, es bimmelt fast die ganze Nacht, wie Heiko am Morgen bemerkt. 

 

Auf der anderen Straßenseite liegt das "Restaurante Conchita". Es sieht von Außen nicht besonders einladend aus, aber es parken einige Lkw's davor. Wir haben schon oft festgestellt, dass diese Art von Restaurants ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten und zum Teil hervorragende typisch spanische Hausmannskost. Passt doch ... es ist halb drei, genau die richtige Zeit. Und wir werden nicht enttäuscht. Der nicht gerade kleine Gastraum ist gut besucht. Für ganze 17 € bekommen man ein Drei-Gänge-Menü mit einer Flasche Wein und Café inklusive. Allein schon die Vorspeisen hätten voll und ganz zum Sattwerden gereicht. Aus der recht umfangreichen Menükarte kann sich jeder sein Menü zusammenstellen. Wir wählen: Fischsuppe mit Skampi, Muscheln und Calamares, und Kartoffel-Thunfisch-Eintopf; es folgen gegrillte Dorade mit Salat und Kartoffeln und gegrilltes Rindfleisch mit Fritten; zum Abschluss Flan. Es hat alles sehr gut geschmeckt und für die nächsten 24 Stunden brauchen wir nichts mehr zu essen. 

 

In der Nacht hat es ordentlich gegossen, am Morgen bläst ein kalter Wind, der im Laufe des Vormittags etwas nachlässt, die Wolkendecke reißt auf, es wird hell, aber es ist mit 8-10 Grad nicht gerade warm. Gut, dass wir gestern auf der Fahrt an einer Tankstelle die benötigten Repsol-Gasflaschen entdeckt haben, so konnten wir unsere von zu Hause mitgebrachte leere Flasche in eine volle tauschen. Ganz ohne Heizung kommen wir hier auf einer Höhe von 844 Metern, wenn es dunkel wird, nicht aus. Der Gas-Preis war eine angenehme Überraschung mit 16,45 € für die 11 Liter Flasche. Wir hatten weit höhere Preise befürchtet. 

 

Wir haben uns entschlossen, heute nicht weiter zu fahren, wir legen einen Ruhetag ein. Die Küche in Leo bleibt wieder kalt ... 

 

22.11.2022 N 43°2'17“ W 3°53'38“  Corconte/ Kantabrien Am Ebro Stausee

 

21.11.2022 N 42°30'55“ W 2°36'54“  Elciego

 

Heute Vormittag hat uns nun nichts mehr von einem Bummel durch Laguardia abgehalten. Die Wolken hängen so tief, dass von Landschaft kaum noch etwas zu erahnen ist. Auch die Stadt selbst schwebt inmitten der Wolken. Und kaum haben wir endlich einen ausreichend großen Parkplatz nach Umrundung des Ortes gefunden, Leo abgestellt, die Treppen erklommen, um durch das Stadttor zu marschieren, entlädt sich die nasse Fracht der Wolken über uns. Aber wir sind ja nicht wasserscheu und die Jacken halten die gröbste Nässe ab.

Laguardia zählt als einer der schönsten und urwüchsigsten Orte Nordspaniens. Und das ist wirklich nicht zu viel versprochen. Es ist kein Museumsort sondern sehr lebendig, es gibt sie noch die kleinen Geschäfte für den täglichen Bedarf, Metzgereien, und natürlich Cafés, Bars und Restaurants. Stadtmauer und Gebäude sind gut erhalten und toll in Schuss. Zur Zeit sind nur wenige Besucher unterwegs, hauptsächlich Einheimische, die ihren täglichen Verrichtungen nachgehen. Obwohl wir inmitten der nassen Wolken durch die alten Gassen schlendern, sind wir von der mittelalterlichen Atmosphäre sehr angetan. Die Bars bieten leckere Tapas, oder Pinchos, wie sie hier im Norden genannt werden, auf Baskisch Pintxos. Natürlich lassen wir uns das nicht entgehen. 

 

Wenn man durch das Portal de Paganos durch die Stadtmauer wieder nach draußen zum Mirador von Laguardia geht, eröffnet sich einem ein eindrucksvolles Panorama aus Wein- und Bergland. Ein Rundweg führt entlang der Stadtmauer mit schön gepflegten Grünanlagen, Baumallee und Sitzbänken zum Ausruhen. Von hier entdecken wir auch die  Bodega Ysios in der Ferne, zum Teil in den Wolken.

 

 

 

 

 

 

 

 

Friede denen, die kommen

 

Gesundheit für die Bewohner

 

Glück denen, die fortgehen

 

20.11.2022 N 42°30'55“ W 2°36'54“  Elciego

 

Es folgt ... der Wetterbericht von heute: Trocken, kalter Wind, wolkig mit sonnigen Abschnitten. Auf den höchsten Gipfeln des Kantabrischen Gebirges hat sich über Nacht eine leichte Schneedecke gebildet. 

 

Was lag heute sonst noch so an? Wir wollten ja nach Laguardia. Auf dem Weg dorthin, kurz vor Laguardia liegt die Bodega Ysios, bekannt nicht nur für ihre Weine, sondern auch (oder vielleicht wegen?) ihres außergewöhnlichen Kellereigebäudes. Das wollten wir natürlich unbedingt fotografieren. Glücklicherweise hatten wir dafür einen der sonnigen Abschnitte des Tages erwischt. Es ist schon ein außergewöhnliches und imposantes Anwesen ... umso weiter man sich dem Eingangsbereich nähert. Wegen seiner Form wird es oft als „Kathedrale des Weins“ oder “modernes Gotteshaus” bezeichnet. Der Architekt Santiago Calatrava soll es der Silhouette des Kantabrischen Gebirges, das im Hintergrund des Gebäudes herausragt, nachempfunden haben. "Gebäude wie dieses haben den Weintourismus im Anbaugebiet Rioja in den vergangenen zwei Jahrzehnten deutlich angekurbelt."  

 

Und Laguardia? ... Haben wir erneut verschoben. Warum? Weil heute Sonntag ist. Und an Sonntagen ist halb Spanien auf den Beinen beziehungsweise auf den Rädern. Straßen, Cafés, Bars, Restaurants, Parkplätze  ... alles voll besetzt. Auch jetzt im Spätherbst. Gleich am Ortseingang wird uns klar: Wir kommen lieber unter der Woche noch einmal her und sind kurz entschlossen noch einmal auf den Stellplatz nach Elciego gefahren. Wenn das Wetter es zulässt, holen wir vielleicht morgen den Stadtbummel nach.

 

 

Und noch ein paar Fotos die wir auf der Fahrt nach Laguardia machen konnten.

 

19.11.2022 N 42°35'14“ W 2°47'41“ Labastida

 

Regenguss in der Nacht, Wolken bedeckter Himmel auch tagsüber mit ab und an Nieselregen, zwischendurch hier und da ein Lichtstrahl. Es ist insgesamt kälter geworden, vor allem in der Nacht. Zum Frühstück haben wir die Heizung angeschmissen, 15 Grad im Innenraum sind dann doch etwas zu ungemütlich.  Danach steht ein Besuch des Städtchens "Laguardia" auf dem Programm ... was jetzt auf morgen verschoben ist. Auf dem Weg nach Laguardia kam uns zu viel landschaftlich Reizvolles dazwischen. Das Städtchen "San Vicente de la Sonsierra" am Ebro, mit seiner weithin sichtbaren, auf einem Hügel thronenden Kirche zum Beispiel. Der Ort selbst ist winzig und eigentlich nur aus der Ferne ein lohnendes Motiv. Aber die richtigen Standpunkte müssen erst ausgekundschaftet werden. Das dauert seine Zeit, die im Fluge vergeht. Ruck zuck ist es Zeit, das Restaurant, das wir uns für heute ausgesucht haben, aufzusuchen. An den Wochenenden muss man damit rechnen, dass, wer zu spät kommt keinen Tisch mehr abbekommt. So haben wir Glück und  bekommen noch einen der letzten nicht reservierten Tische in dem Gastraum mit rund 100 Plätzen. Bis wir Platz nehmen können, vertreiben wir uns die Zeit an der Bar und geben dem Magen schon mal etwas zu tun mit zwei-drei Häppchen von der Tapa-Theke. Ganze Großfamilien strömen herbei mit Kind und Kegel. Das "Restaurante La Huerta Vieja" liegt etwas außerhalb der Stadt inmitten der Weinberge. Trotz der Größe ist der Gastraum nicht ungemütlich und das Essen lecker, aber für spanische Verhältnisse auch relativ teuer. 

 

Nun haben wir, um weiter zu fahren, etwas zu viel Wein intus. Wir setzen Leo um in die äußerste Ecke des riesigen Parkplatzes und halten Siesta. Danach ist es bereits 17 Uhr und zu spät, bald wird es dunkel. Wie oben gesagt, Laguardia wird auf morgen verschoben. 

 

An der Tapa Theke im "Restaurante La Huerta Vieja" 

 

18.11.2022 N 42°35'13.4“ W 2°47'39.8“ - Labastida

 

Die Welt am Morgen ist grau verhangen, es regnet. So war es vom Wetterbericht vorhergesagt und doch ist man immer etwas enttäuscht. Vor allem weil die fantastischen Herbstfarben so gar nicht ihre Wucht entfalten können. Fotos ade. Aber es soll über Tag etwas aufklaren, sogar die Sonne soll zwischen den Wolken mal hervorkommen. Und so legen wir kurzerhand schon nach wenigen gefahrenen Kilometern in "Labastida" auf dem dortigen Stellplatz einen Halt ein. Gar nicht schlecht hier. Ein riesiger Parkplatz mit drei für Wohnmobile reservierten Plätzen ... und Leo ist das einzige Fahrzeug weit und breit. Weist du was? Warum sollen wir schon an die Küste fahren. Ab Montag scheint es um Santander herum sehr stürmisch zu werden, bleiben wir doch noch eine Weile in der Rioja und schauen uns genauer, auch abseits der Hauptverkehrswege, um, genießen den Wein und das gute Essen. Gesagt - getan, wir fahren ein Stück des Weges zurück und biegen kurz hinter dem Ortsausgang nach links ab quer durch die Weinberge. Zwar kommt die Sonne nicht richtig zum Vorschein, aber die Wolken werden durchlässiger und für das eine oder andere Foto mag das Licht vielleicht reichen. Es ist eine hügelige Landschaft, die Straße führt etwas erhöht und bietet schöne Ausblicke. Wein - Wein - und nochmal Wein liegt vor uns ausgebreitet. Zwischendrin hin und wieder Olivenhaine.  Bald kommt eine Abzweigung mit Hinweisschild zu einer Bodega. Der Schotterweg weg führt weiter hinauf, ist aber gut zu fahren, wenn man über den einen oder anderen Huckel hinwegsieht. 


Das Weingut liegt am Hang auf knapp 700 m Meereshöhe. Von hier hat man einen atemberaubenden Blick auf die Ebro-Senke. Wunderschön ist es hier oben und das historische Gebäude der Granja Nuestra Señora de Remellur, eines der ältesten Weingüter in Spanien, ist wie aus dem Bilderbuch. Natürlich sind wir nicht ohne die Absicht, eventuell den einen oder anderen Wein zu probieren, auf die Piste abgebogen. Doch das ist leider nicht von Erfolg gekrönt, es gibt keine Weinverkostung. Aber wir dürfen uns in dem kleinen Museum, das im Verkaufsraum ein paar wirklich interessante Exponate ausstellt, umschauen. 

 

 

 

Interessant ist die Geschichte, die sich hinter der ausgestellten großen Holztruhe, den "Arcas de la Misericordia", verbirgt. 

Fotos hängen an den Wänden von uralten in den Felsen gehauenen "Weinpressen", die hier in der Gegend gefunden wurden. 

 

Zurück auf dem Platz in Labastida machen wir uns zu Fuß auf die Suche nach einem Restaurant im alten Ortskern. Was heißt hier Suche ... wir stolpern praktisch gleich zum Beginn der Altstadtgassen über das einladend wirkende "El Bodegon" ... leckere, typisch nordspanische Küche ... kleine, rote Paprikaschoten, die Pimientos, gefüllt mit einer Bacalao-Creme. Dazu einer weißer Wein der Region. 

 

 

“Die 'Arcas de la Misericordia' oder Kassen der Barmherzigkeit waren bis zum letzten Jahrhundert eine funktionierende Institution. Sie operierten hauptsächlich in ländlichen Gebieten und ihre wichtigste Aufgabe war es, sich gegenseitig zu helfen. Diese Hilfe bestand aus Sachdarlehen, hauptsächlich Weizen, an Bauern, die es aus welchen Gründen auch immer brauchten, nicht nur um Brot zu backen und sich zu ernähren, sondern auch um die neue Ernte zu säen. Die Darlehen wurden mit geringen Zinsen zurückgezahlt und das Rückzahlungsdatum war normalerweise der 8. September, der Festtag Unserer Lieben Frau oder des Heiligen Michael.

 

Wie kamen diese Kassen zu ihren Einzahlungen? Jedes Jahr spendeten die Einheimischen einen kleinen Teil ihrer Ernte an einen Fonds, der die Bedürfnisse jeder Familie oder jedes Nachbarn zu einem bestimmten Zeitpunkt abdecken würde. Zum Beispiel: Tod eines oder beider Elternteile, Krankheit, frisch verheiratete Paare, körperliche Unfälle, Unwetter und Hagelschauer, Seuchen usw.

Die Institution hatte die Aufgabe, die Kleinbauern vor den Geldverleihern und Großgrundbesitzern zu schützen, die bei Nichtrückzahlung von Krediten unter allen Umständen Maßnahmen ergreifen und die Bauern oft zwingen, ihr Land zu verpfänden oder mit Verlust an sie zu verkaufen .

Die Kassen der Barmherzigkeit wurden in örtlichen öffentlichen Gebäuden betrieben, normalerweise im Rathaus oder in der örtlichen Kirche. Die Filiale Labastida blieb bis vor wenigen Jahrzehnten in Betrieb.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Lederbalg

 

Ein Ziegen- oder Schafsbalg, in dem früher sicherlich Wein aufbewahrt und transportiert wurde, liegt herum. Überhaupt ist die ganze Gegend rund um das Weingut geschichtsträchtig. Prähistorische, romanische, gotische, maurische und mittelalterliche Besiedlung konnten bei Ausgrabungen nachgewiesen werden.

Der Blick fällt auf eine riesige, mittelalterliche, wehrhafte Tür. Ich habe jetzt vergessen, welcher Ferdinand von Navarra es war, der durch dieselbige Tür irgendwann in alten Zeiten das erste Mal spanischen Boden betreten hat. Das muss dann wohl ein Stadt-Tor gewesen sein ... aber welche Stadt war es? 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Weinherstellung seit 1000 Jahren

 

“Obwohl schon die Römer, die in dieser Gegend lebten, Wein angebaut und Wein hergestellt haben, datieren die ersten zuverlässigen Beweise für die Mostherstellung aus dem 10. Jahrhundert. Die zahlreichen in den Felsen gehauenen Pressen in den Ares um REMELLURI und die engen Beziehungen zu den Nekropolen, Wohnquartieren oder sogar Höhlen scheinen diese Behauptung zu untermauern. Es scheint, dass der Most an den Orten hergestellt wurde, an denen die Trauben geerntet wurden, um den Transport zu erleichtern“


 

17.11.2022 N 42°30'55“ W 2°36'54“  Elciego/ Rioja

 

Es war eine angenehme Fahrt gestern über die Pyrenäen. Vor allem das strahlende, bunte Herbstlaub der Mischwälder war im Sonnenschein schön anzusehen. Die gefühlt 100 steilen Serpentinen erforderten allerdings Heikos volle Aufmerksamkeit, und nicht nur die. Warum müssen einem garantiert auf den schmalsten Straßen immer ... aber wirklich immer ... die am vollbeladensten Lkw's entgegen kommen. Aber letztendlich waren wir schon am Mittag an unserem ausgesuchten Ziel in Ekai in Navarra angekommen. Vor 10 Jahren, zu einer Zeit, als es in der ganzen Gegend noch so gut wie keine Stellplätze für Wohnmobile gab, hatten wir auf dem großen Parkplatz des dortigen Restaurants und Hotels eine Nacht verbracht, nachdem wir dort zu Abend gegessen hatten. Wir waren gespannt, wie wir es diesmal antreffen würden. Und siehe da, alles war noch so wie damals. Auch den Wirt hat Heiko wiedererkannt. 

 

 

 

 

Heute soll es nun weiter auf Nebenstraßen Richtung Küste gehen. In Olite machen wir einen Zwischenstopp, das Städtchen war im Mittelalter Sitz der Könige von Navarra, der königliche Palast, der Palacio Real de Navarra, ist schon bei der Anfahrt von weitem zu sehen und wirkt eher wehrhaft, wie eine Burg. Ein wenig schlendern wir durch die mittelalterlichen Gassen und bestaunen das reich geschmückte Portal der Kirche Santa María la Real, bevor wir uns wieder auf die Socken machen, vorbei an Logroño, durch das baskische Rioja-Weinbaugebiet. Schön jetzt im Herbst der bunte Flickenteppich der Weinstöcke mit ihrem strahlenden Herbstlaub. In Elciego in der Nähe von Lagardia wollen wir heute Nacht auf dem dortigen Stellplatz bleiben. Wir kennen den kleinen Ort mit nur ca. 1000 Einwohnern von einer früheren Reise. Hier hatten wir damals das "verrückte" Bauwerk des Architekten Frank Gehry, das dieser für das Weingut Marques de Riscal erbaut hat fotografiert. 

 

16.11.2022 N 42°46'38“ W 1°23'8“  Ekai de Lónguida - Ein uns bekannter Stellplatz an einem Hotel und Restaurant

 

15.11.2022 N 43°28'22“ W 0°56'4“  Salies-de-Bearn

 

Langsam aber sicher wird es sicht- und fühlbar südlich, wie wir auf der Weiterfahrt erleben. Palmen, Bananenstauden und Agaven allerorten in den Gärten. Krokusse blühen ... es handelt sich wohl eher um "Herbstzeitlose", Krokussen für Leute ohne Ahnung (so wie wir) zum verwechseln ähnlich. 

 

 

Den Stellplatz am Rande des Thermalbades Salies-de-Bearn haben wir uns für heute als Zwischenziel ausgesucht bevor es morgen weitergeht nach Saint-Jean-Pied-de-Port, oder, wie die Basken das Städtchen nennen, Donibane Garazi. Saint-Jean-Pied-de-Port ist die letzte Station vor Spanien. Von dort geht es über den Ibañeta-Pass (Puerto de Ibañeta bzw. Col de Roncevaux) auf 1.057 Meter Höhe nach Roncesvalles. Laut Wetterbericht soll es morgen zwar größtenteils bewölk, aber trocken sein. Bei regennassen Straßen würden wir dann doch lieber eine andere Route, nicht gerade über einen Gebirgspass, nehmen. Danach schauen wir mal, wo wir morgen landen werden.

Palmen in Salies-de-Bearn

Krokusse oder doch Herbstzeitlose, wer weiss es genau?

Kein Marsmännchen, ein Hydrant und als Tarnung eine Radzierblende


14.11.2022 N 43°58'21“ E 0°11'12“ Labastide-d'Armagnac

 

 

Wie angekündigt, es hat eine Zeit lang ordentlich geregnet, nachdem sich am frühen Morgen die Sonne noch etwas durch die lockere Wolkendecke zeigte. Und obwohl es sich um gut 7° abgekühlt hat, empfinden wir es als immer noch recht angenehm temperiert. Wohl auch, weil sich kaum ein Lüftchen rührt. Ab dem Nachmittag meint es das Wetter wieder gut mit uns. Zwar ist es bedeckt, aber trocken. 

 

Gestern Abend fühlten wir uns wie in einem der vielen Krimis, in denen garantiert irgendwann ein Käuzchen ruft, wenn es etwas unheimlich wirken soll. Auch hier rief das Käuzchen nach Einbruch der Nacht ... dazu wehte ein leicht moderiger Geruch herein ... huuuhuuu ... Halloween ist doch längst vorbei. 

 

Heute ging unsere Fahrt - bedingt durch eine Umleitung in Marmande - hauptsächlich auf schmalen Nebenstraßen von Beynac über Monpazier, Marmande und Casteljaloux nach Labastide-d'Armagnac im Département Landes, historisch gesehen die ehemalige Provinz Gascogne. Weite Strecken führten uns durch Wald, durch den Forêt des Landes. Was wir erst jetzt gelernt haben: es handelt sich um das größte zusammenhängende Waldgebiet Westeuropas. Im Gegensatz zu dem bergigen Perigord sind die Landes eine Tiefebene mit wenigen flachen Hügeln. 

 

Von Labastide d’Armagnac, wird behauptet, eine der schönsten Bastiden der Region Nouvelle-Aquitaine zu sein. Vielleicht ist das so ... aber wahrscheinlich wird fast jede der erhaltenen Bastiden der Meinung sein, zu den schönsten zu gehören. Immerhin wurden in Südwestfrankreich im 13. und 14. Jahrhundert 300 bis 400 Bastiden errichtet. Wieviele davon heute noch erhalten sind ... keine Ahnung. Drei oder vier lagen auf unserer heutigen Route und wir hätten gerne die eine oder andere erkundet. Aber bei kräftigem Regen macht das keinen Spaß. In Labastide-d'Armagnac haben wir gleich nach Ankunft auf dem Stellplatz am Rande des Dorfes das trockene Wetter genutzt und sind die paar Meter hinein in den Ort gegangen. Das Tageslicht musste genutzt werden. Die mittelalterlichen Häuser mit ihren typischen Arkadengängen rund um den zentralen Platz, dem Place Royale, sind sehr gut erhalten. Und jetzt im November ist kaum etwas los. Da läuft einem wenigstens nicht alle paar Sekunden ein Mensch durchs Bild. 

 

Aus den Trauben, die hier in der Gegend angebaut werden, wird nur wenig Wein gekeltert. Wie man sich sicher denken kann, werden sie zu dem Bruder des Cognac, dem Armagnac, verarbeitet. Der Armagnac ist hier allgegenwärtig. In den Marmeladen, den Ententerrinen, mit eingelegten Pflaumen etc. pp. 

 

 

Wissenswertes

Was ist eine Bastide?: 

"Bastide (okzitanisch bastida zu bastir = „bauen“) ist die Bezeichnung für die im Mittelalter gegründeten und weitgehend in einem Zug erbauten Städte Okzitaniens, d. h. im Südwesten Frankreichs. Ihre Gründung folgte wirtschaftlichen, politischen oder militärischen Überlegungen.

Kennzeichnendes Merkmal für die Stadtanlagen ist ein streng rechtwinkliges Straßenraster mit einem zentralen Marktplatz, der von Häusern mit Arkadengängen gesäumt wird. Die Bastiden entstanden zunächst als Reaktion auf die Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und England seit der Heirat von Henry Plantagenet, dem späteren König Heinrich II. von England, mit Eleonore, der Erbin von Aquitanien im Jahr 1152 und dann auch auf die Entvölkerung weiter Gebiete Okzitaniens durch die Albigenserkriege (1209–1229). Dadurch war ein großer Teil West- und Südfrankreichs unter englische Herrschaft geraten. Die Bastiden sollten der durch Raubüberfälle und Kriege bedrohten Landbevölkerung Schutz in einer neu errichteten und bewehrten Dorfanlage bieten; gleichzeitig dokumentierten sie die Präsenz und Verteidigungsbereitschaft des jeweiligen Landesfürsten. Die Engländer gründeten in dem von ihnen besetzten Gebiet ihrerseits ebenfalls Bastiden."

 

 

13.11.2022 N 44°50'22“ E 1°9'1“ Beynac-et-Cazenac

 

Zwei wunderbar warme Tage mit bis zu 20° ab Mittag, Windstille, Sonne und blauem Himmel gehen nun am Abend zu ende. Wenn der Wetterbericht Recht behält, wird es in der kommenden Woche, schon ab Morgen, mit Unterbrechungen Regen geben. Der wird uns wohl bis nach Spanien begleiten. 

 

Morgens hat Heiko schon früh seinen Spaziergang hinter sich gebracht und uns im Ort frische Croissants geholt. Mmmm ... nichts geht über echte französische Croissants zum Frühstück. Gestern überlegen wir lange hin und her, ob wir vielleicht mit dem Fahrrad eine Tour nach Sarlat machen sollen. Aber 25 Kilometer pro Strecke, deren Höhenprofil nicht gerade verlockend aussieht, halten uns letztlich doch davon ab. Heute morgen machen wir die Fahrt mit dem Auto und sind ganz froh, dass wir uns die lang gezogenen Steigungen mit dem Rad erspart haben.

Gegen 13:00 Uhr schlendern wir durch die Gassen von Montignac. Mal schauen, ob das Restaurant, dessen Angebot im Internet ganz verlockend klang, geöffnet hat. Es liegt drüben über die Brücke, auf dem linken Ufer der Vézér, dem neueren Teil des Städtchens. Große Enttäuschung: Geschlossen wegen Urlaubs. Die übrigen, wenigen offenen Restaurants sind voll besetzt. Wir sind zu spät dran. Letztlich haben wir doch noch Glück in einem kleinen Bistro. 

 

Heute geht die Weiterfahrt über Sarlat bis hinunter ans Ufer der Dordogne. Das mittelalterliche Beynac mit seinem hoch über dem Ort thronenden Schloss ist unser Ziel. Hier finden wir einen freien Platz auf einem Stellplatz unterhalb der Burg. Nun kommen die Räder dann doch noch zum Einsatz zu einer - wenn auch recht kurzen - Tour auf einem schmalen Pfad entlang der Dordogne. Leider endet der Pfad zu schnell und die Hauptstraße reizt uns nicht für eine Radtour bis nach La-Roc-Gageac. Fahrradwege gibt es nicht und die Straßen sind gut befahren. Außerdem ist es schon wieder nach Mittag und Hunger macht sich bemerkbar. Croissants halten nicht lange vor. Zurück geht es zu Leo und die Räder werden verstaut. Bis wir dann zu Fuß bei den Restaurants in Beynac ankommen, ist es bereits halb drei. Hm ... wir haben schon so ein Gefühl ... und tatsächlich: Zu spät, Essenszeit ist vorbei. Dann gibt es in Leo's Küche eben heute Abend eine leckere Paprika-Tomaten-Pfanne mit Schafskäse und Ei. 

 

Bilder aus Beynac

Fotos aus Montignac

11.11.2022 N 45°4'4“ E 1°9'56“ Montignac-Lascaux

 

Angekommen an unserem ersten Etappenziel, in Montignac im Perigord. 

 

Es war insgesamt heute endlich mal wieder eine sehr angenehme Fahrt. Am Morgen waren wir zwar von dichtem Nebel umgeben, der verzog sich aber bald, es wurde sonnig und warm. Zuerst ging es von Randan aus auf Landstraßen über Riom bis Volvic durch hügelige Waldlandschaft und durch kleine Ortschaften. Ab Volvic zeigte sich dann, dass wir uns am Rande des Zentralmassivs bewegten, es war recht bergig und steil. Das frisst letztlich viel Sprit und kostet am Ende wohl mehr, als wenn wir Autobahngebühren zahlen. So haben wir dann die Fahrt auf der Autobahn fortgesetzt. Das flutschte nur so. Total wenig Verkehr. Hm ... merkwürdig, es sind gar keine Lkw's unterwegs. Hat Frankreich neuerdings schon ab Freitag ein Lkw-Fahrverbot? Nein: heute, am 11. November, feiern die Franzosen  das Ende des Ersten Weltkrieges, es ist der "Tag des Waffenstillstandes", "L'Armistice". 

 

Den WoMo-Platz in Montignac kannten wir von einer Reise 2018 ins Perigord. Gut, dass wir frühzeitig angekommen sind, jetzt am Abend ist kein Platz mehr frei. Montignac ist ein mittelalterliches Städtchen am Fluss Vézère. Es liegt schön zentral zu vielen der geschichtsträchtigen Sehenswürdigkeiten und Orte im Perigord. Zur Höhle von Lascaux kann man mit dem Fahrrad fahren, Les Eyzies-de-Tayac-Sireuil, bekannt für seine zahlreichen prähistorischen Stätten, ist nicht weit. Hier wurde unter einem Tuffstein-Überhang der Cro-Magnon-Mensch entdeckt.  Les Eyzies weist die höchste Konzentration an denkmalgeschützten und klassifizierten Stätten in Frankreich auf. Was leider auch bedeutet, dass man in den Sommermonaten vor lauter Menschengedränge keine Sehenswürdigkeiten mehr erkennen kann. Das Perigord ist voller malerischer, geschichtsträchtiger Dörfer und Städte, Schlösser und sehenswerten Gärten. Von den schönen Flusslandschaftent entlang der Dordogne ganz abgesehen. Montignac befindet sich übrigens im Perigord noir, die Bezeichnung leitet sich von der dunklen Farbe der ausgedehnten Steineichenwälder ab, wie auch von den dunklen, fruchtbaren Böden.

 

Eigentlich hatten wir uns gefreut auf einen Restaurantbesuch. Aber das ist der Nachteil, wenn in Frankreich ein Feiertag ist: alles dicht. Schade, aber wir konnten den schönen, warmen Abend im Ort auf der Terrasse eines Bistros mit einem Cocktail beenden. 

 

10.11.2022 N 46°0'59“ E 3°21'4“ - Randan

 

Auch wenn die Fahrerei der letzten beiden Tage sehr unangenehm und anstrengend war, hat es etwas Gutes in Frankreich zu sein. Der Diesel hier kostet einiges weniger als in Deutschland. So zahlten wir gestern noch in Ettenheim 2,049  für den Liter, bei Grenzüberfahrt schon 1,889 € und heute 1,679 €. Allerdings gab es nur rationierte Abgabe von 30 Litern mit Vorkasse. Das mag die Urlaubskasse gern. Man muss nur sehr genau aufpassen, wann und wo der günstigste Preis zu haben ist. So darf es weitergehen. 

Sonst gab es heute keine Ereignisse zu berichten. 

 

09.11.2022 N 46°52'57“ E 5°16'6“ Pierre-de-Bresse

 

Heute war über eine längere Strecke kein schönes Fahren - heftiger Regen mit wenig Weitsicht und dazu auf der französischen Autobahn ab Mulhouse ein überholender und dicht auffahrender Lkw nach dem anderen. Wir wollten so schnell wie möglich aus diesem Wuling verschwinden und hatten uns vorsichtshalber einen Stellplatz noch weit vor Besancon aus der App herausgesucht. Doch endlich lies der Regen nach und wir entschlossen uns dann doch, zu unserem eigentlichen Ziel, dem großen Parkplatz in Dole weiter zu fahren. Hier haben wir schon oft auf unseren Fahrten gen Süden eine Zwischenübernachtung eingeschoben. Aber diesmal haben wir kein Glück, wie wir einem Schild an der Einfahrt entnehmen können: "Stationnement interdit mercredi 9 novembre à partir de 22h". Was ist heute für ein Tag? Na klar, der 9. November. Wahrscheinlich findet morgen früh ein Markt oder ähnliches auf dem Platz statt. Also suchen wir den nur wenig entfernt liegenden zweiten Stellplatz auf. Wieder Pech: der ist gerade im Umbau. Tja, wohin nun? Helga findet in der App einen Platz in ca. 35 Kilometer Entfernung. Hoffen wir mal, dass es diesmal klappt. Hurra ... alles bestens. Der Ort St. Pierre-de-Bresse scheint recht nett zu sein, wie wir bei der Durchfahrt gesehen haben und der Stellplatz ist okay und ruhig. Morgen werden wir von der Umgebung mehr sehen, heute war es zu spät und nach dem Abendessen schnell dunkel. Pierre-de-Bresse liegt im Département Saône-et-Loire in der Region Bourgogne-Franche-Comté. 

 

Wegen des miesen Wetters heute sind wir doppelt froh (sozusagen ein "Doppel Wumms") gestern einen Ruhetag in Durbach eingelegt zu haben. Die nette Fahrradtour durch die Weinberge bei sehr angenehmen Temperaturen hat gut getan. Obwohl Helga irgendwann trotz E-Unterstützung aufgegeben hat. der letzte Anstieg in den Weinbergen war ihr dann doch zu steil. Am Abend haben wir uns in den "Durbacher Weinstuben" ein leckeres Wildschweingulasch gegönnt. Und zum Abschluss einen kleinen Flammkuchen mit Äpfeln geteilt. 

07.11.2022 N 48°29'37“ E 8°0'38“ Durbach

 

Gegen 17 Uhr sind wir in Durbach im Schwarzwald angekommen, nachdem unterwegs ein Besuch bei einem Truck-Service in Heppenheim unsere Fahrt etwas aufgehalten hat. (Der Inhaber hatte vor einiger Zeit den dritten Platz bei der Karosseriebau-Weltmeisterschaft belegt). Wie wir schon länger bemerkt haben, verlor der neue, in Norwegen gezwungenermaßen gekaufte, Reifen Luft und musste ständig aufgepumpt werden. Das kann ja nicht mit rechten Dingen zugehen. Wie sich herausstellte hatte man in Norwegen ein bereits in Verwendung gewesenes, altes Metallventil eingebaut dessen Gummidichtung beim Einsetzen verkantet war und deshalb nicht vernünftig abdichtete.  Ärgern darüber lohnt sich nicht. Es ist gut, dass die Sache noch hier behoben werden konnte, bevor es sich eventuell im Ausland zu einem größeren Problem ausgewachsen hätte. 

Jedenfalls werden wir auch morgen noch den Tag und die Nacht in Durbach verbringen. Durbach ist ein hübscher Wein- und Erholungsort, die umgebende Landschaft lädt förmlich ein zu einer kleinen Radtour. Die wird uns nach zwei Tagen Fahrt gut tun. Und es lockt der badische Wein mit Flammkuchen. Zudem auch noch ein hoch über dem Ort thronendes Schloss mit bei hoffentlich trockenem Wetter schöner Aussicht, wenn auch leider morgen das Restaurant dort geschlossen ist.

 

"Schloss Staufenberg Burg des Markgraf von Baden

Errichtet wurde die Burg im 11. Jahrhundert vom berühmten Herzogsgeschlecht der Zähringer, den Vorfahren der heutigen Markgrafen von Baden – sie weist also ein stolzes Alter von fast 1000 Jahren auf. Der Name der Burg leitet sich von „Stauf" ab, was im Althochdeutschen einen „kegelförmigen Berg" bezeichnet. Eine treffende Beschreibung des über 380 m hohen Staufenbergs.

 

Der früheste Hinweis für Weinbau stammt aus dem Jahr 1366, vermutlich wurde am Staufenberg aber schon früher Wein kultiviert, vielleicht ist der Weinbau hier sogar älter als die Burg selbst."

 

 

06.11.2022 N51°24'23“ E 9°38'46“ Hann. Münden

 

Endlich geschafft ... seit gestern Abend sind wir wieder auf Achse Richtung Süden. Na ja, viel Näher an den Süden heran hat es uns ja gestern nicht gerade verschlagen. Leo brauchte dringend eine Wäsche. Wie sieht das denn aus, mit einem Schmutz starrenden Gefährt durch die Lande zu ziehen. Geht gar nicht. Also erst einmal nach Osterrönfeld, zu einer der wenigen Waschanlagen im Lande, wo Leos Höhenmaße kein Hindernis darstellen. Mit nun strahlend sauberem Leo Richtung Autobahn unterwegs stellt sich wie immer die Frage: Wie weit wollen wir heute fahren, welcher Stellplatz soll es heute Nacht werden. Mittlerweile geht es auf 19 Uhr zu und eigentlich sind wir auch recht geschafft von den ganzen Vorbereitungen in den letzten Tagen. Kurz entschlossen entscheiden wir uns für einen  privaten Stellplatz auf grüner Wiese für 5 € in Groß Vollstedt. Statt langen Stunden auf der Autobahn genießen wir lieber noch ein Gläschen Wein und gehen früh schlafen. Morgen ist auch noch ein Tag, wir haben ja Zeit.

Außer einem kurzzeitigen Stau und Stop-and-Go in Hamburg ging die sonnige Fahrt heute ohne besondere Vorkommnisse voran. In Northeim hatten wir uns in der App einen WoMo-Parkplatz für die Nacht ausgesucht. Auf dem Weg in den Ort waren wir schon überrascht über das Menschengewusel auf den Straßen ... irgend ein Fest oder was auch immer war in Northeim im Gange. So überraschte uns die Fülle an Pkw's auf dem ausgesuchten Platz eigentlich nicht. Von mind. 8 Plätzen für WoMo's waren zwei nicht von PKWs bestellt und noch frei, das war dann doch überraschend. Aber dort haben wir uns gar nicht wohl gefühlt. Ein ständiges Kommen und Gehen ... so fahren wir lieber noch die Kilometer bis nach Hannoversch Münden auf einen ruhigen, großen, uns von mehreren Fahrten her bekannten Übernachtungsplatz. Hier sind wir vorhin gegen 18:30 Uhr angekommen, himmlische Ruhe um uns herum, die mitgebrachte Kartoffelsuppe ist verdrückt ... morgen oder spätestens übermorgen müssen wir uns dann wohl mal klar werden, welche Route wir letztlich nehmen wollen. Unser Ziel ist Nord-West-Spanien. Geht's durch das Perigord in Frankreich, oder von Barcelona aus quer durch den Norden Spaniens? Nichts ist unmöglich. Wir sind selbst gespannt, wie die Fahrt weitergeht.

 

05.11.2022  N 54°13'45“ E 9°52'5“ - 175 360 Km-Stand