Nach Spanien und Portugal freuen wir uns auf unser “erstes Mahl“ in Frankreich. In einem Schloss-Restaurant im Ort Lunas. Variationen von Foie Gras als Vorspeise und Perlhuhn im Hauptgang.
Dazu ein Rose aus der Region. Einfach lecker.
WEN die Nachtigall stört …
… der sollte mit seinem Wohnmobil vielleicht lieber diesen schönen Platz des Caveau du Chene, der „Domaine Petit Pin“, inmitten der Carmargue des nachts meiden. Also … ehrlich gesagt, haben wir noch nie eine Nachtigall singen gehört, bevor wir diesen Stellplatz auf dem Weingut in „Montcalm“ vor zwei Tagen eingenommen haben. Helga erinnert sich dunkel an ein Märchen von Hans-Christian Andersen, das von dem außergewöhnlichen Lied einer Nachtigall handelt „Des Kaisers Nachtigall“. Sobald die Dämmerung hereinbricht stimmt der Vogel sein Lied an, gegen Mitternacht legt er aber erst so richtig los und singt aus voller Brust die ganze Nacht durch. Nun sind auch kaum noch Umweltgeräusche zu hören. Wir haben alle Fenster im Schlafraum geöffnet, die Nachtigall muss direkt im Geäst des angrenzenden Baumes sitzen. Sein Gesang ist es wert, in einem Märchen verewigt worden zu sein.
Der Platz auf dem Weingut ist toll, naturbelassen und im Großen und Ganzen ruhig. Nur, leider ist der Verkehr auf der Straße, die gegenüber, auf der anderen Seite des Wasserarmes, der an der Domaine vorbei läuft, nicht gerade geräuscharm. Nicht so, dass die Geräusche einen nicht schlafen ließen … aber sie zerstören ein wenig den Eindruck der Einsamkeit. Die Straße verbindet „Aigues Mortes“ und „Stes-Maries-de-la-Mer“, entsprechend viel befahren ist sie.
Wir haben auch noch anderen Besuch, den man nicht unbedingt alle Tage sieht. Es beehren uns des Tags Herr und Frau Biber, sie haben irgendwo am gegenüber liegenden Ufer ihr Domizil. Sie tauchen nach Grünzeug vom Grund des Wassers, von dem wir noch nicht wissen, ob es einer der Bewässerungs- oder Entwässerungskanäle der Carmargue ist oder doch ein Fluss, ob er Süß- oder Brackwasser führt. Die Biber jedenfalls scheinen sich sehr wohl zu fühlen. Viel mehr als ihren Kopf und Rücken mit dem typischen Schwanz zeigen sie uns nicht … aber ihre großen orangefarbenen Zähne leuchten weit sichtbar.
Unter der Wasseroberfläche sahen wir heute morgen die dunklen Leiber großer Fische, 60 bis 80 Zentimeter lang waren die wohl. Vielleicht Welse, die den grau-braunen Schlickboden auf der Suche nach Nahrung aufwühlten.
Rosa Flamingos, weiße Pferde, schwarze Stiere, Lagunen und Salinen, Reisfelder und das Delta der Rhone, das sind die Bilder, die man mit der Carmargue verbindet. Aber diese Ecke der Provence bietet auch noch eine andere Besonderheit. Hier wächst auf den sandigen Böden der „Vin des Sables“, eben der „Sandwein“. Obschon wir ständig neue Weine ausprobieren, schon aus reiner Neugier … davon hatten wir bis vor Kurzem noch keine Ahnung gehabt. Diese Wissenslücke hat sich nun mit einer ausgiebigen Weinprobe geschlossen. Und wir haben festgestellt: Ein sehr angenehmer Wein. Es gibt ihn auf „unserem“ Weingut in Rosé mit Goldmedaille, Weiß und Rot … bei dem Weißen meint man glatt eine Spur von Meersalz zu schmecken.
“Kaum ein anderer Wein eignet sich so „natürlich” zum Biowein wie der Vin des Sables de Camargue, der Wein, der im Sand wächst: denn kaum ein anderer Wein gedeiht in einem Milieu, das Dünger und Insektenvernichtungsmittel nicht nur verweigert, sondern gleichzeitig auch überflüssig macht.
Dank seiner natürlichen Widerstandskraft ist der Vin des Sables de Camargue einer der wenigen Weine, die die Reblaus (Phylloxera) ohne Verluste überstanden... Das heißt, eigentlich ist es nicht der Weinstock, der so resistent ist, sondern seine natürliche Umwelt, der Sand. Als die Reblaus auftauchte, versuchten die Weingüter der Camargue, sie mit Injektionen von Schwefelkohlenstoff in den Boden zu bekämpfen, wie alle anderen Winzer im Süden von Frankreich. Doch man stellte bald fest, dass der Sand die Medizin nicht festhielt, und wollte man, dass die Behandlung einigermaßen effektiv sei, so musste man fast täglich neu spritzen. Dies wurde aber viel zu teuer, und wirkte im Endeffekt auch nicht: die anderen Weingüter hatten inzwischen die Erfahrung gemacht, dass der Schwefelkohlenstoff die Insekten zwar aufhalten, aber nicht vernichten konnte. Doch in der Camargue fand man bald eine weitaus einfachere Lösung, die auch noch wirkte. Man stellte fest, dass die Hochwasserperioden, in denen die Weinberge mehr oder weniger regelmäßig überflutet werden, sämtliche Schädlinge vernichteten. Um die Reblaus zu besiegen, genügte es, der Natur freien Lauf zu lassen. Die klassischen Weinberge im Inneren des Landes sind meist auf Hängen angelegt. Die Anlagen der Vins des Sables de Camargue dagegen liegen auf ebenem Gelände, von Entwässerungsgräben umgeben. So ist es ein leichtes, sie 40 bis 50 Tage im Jahr zu überfluten - bis zu einer Höhe von 25 cm, damit der Weinstock nicht „ertrinkt” -, um die Reblaus fern zu halten.“
Cartagena haben wir am 9. April bei sonnigem Wetter verlassen. Eine ruhige Woche mit Stadtbummeln und sonst gar nichts lag hinter uns. Wir haben es genossen, freuten uns nun aber schon langsam auf Frankreich.
Ab dem Zeitpunkt hatten Regen und stürmisches Wetter uns im Griff. Praktisch auf der gesamten Fahrt Richtung Norden. So sehr hat es uns nicht gestört, erstens wollten wir sowieso zügig nach Frankreich, zweitens haben uns die Berichte über die Unruhen in Katalonien nicht dazu animiert längere Aufenthalte einzulegen. Nicht, dass wir nun meinen würden, wir wären in Katalonien aufs äußerste gefährdet … aber seit Puigdemont ausgerechnet in Deutschland inhaftiert wurde … wer weiß, EIN Steinwurf auf LEO reicht uns. Und dumme, aggressive Menschen gibt es überall, die ihre Wut und Frustration an irgendetwas auslassen müssen, und sei es nur ein deutsches Nummernschild. Letzten Endes sind wir aber dann doch noch drei Nächte in Peralada, in der Nähe von Figueres, geblieben. Das Örtchen ist so klein und ruhig und es goss in Strömen, da machte die Weiterfahrt erstmal keinen Sinn und wir fühlten uns auch sicher.
Während der Fahrt nach Frankreich hatten wir uns auch deshalb die gute Laune nicht vom Regen verderben lassen, weil laut Wetterbericht klar war, dass bald ein Hoch fast ganz Europa erreichen wird. Heute ist der heißeste Tag bis jetzt bei 30° im Schatten.
Bevor es nach Sommiers geht, wir wollen wieder den samstäglichen Markt dort erleben, den wir schon früher beschrieben haben
zuckeln wir bedächtig durch die schönen Landschaften und alten Orte Okzitaniens. Seit dem 1. Oktober 2016 wurden die Regionen Languedoc-Roussillon und Midi-Pyrénées zu der neuen Region „Occitanie“zusammengeschlossen.
Unterwegs kommen wir durch die „Gorges de la Vis“ eine atemberaubend schöne, wilde Schlucht. Die Straße ist mal wieder so eng und Kurven reich, dass kein Halt für Fotos möglich ist. Zu schade! Und wieder nehmen wir uns vor, das nächste Mal doch zwischendurch mal einen kleinen Wagen zu mieten, um damit diese Strecken näher zu erkunden, für die unser LEO einfach zu dick ist.
Nicht nur Sommiers, auch der Bambusgarten bei Anduze hatte es uns in der Vergangenheit sehr angetan. Er ist durchaus einen erneuten Besuch wert.
Und in Sommiers fühlen wir uns wieder so wohl, wie auch die Jahre vorher. Wir bleiben fünf Tage, besuchen ausgiebig den Markt. Machen es wie die Einheimischen, schlürfen unsere am Stand gekauften Austern, bekommen Wein und Brot im Restaurant, man sitzt draußen, zum Teil unter den Arkaden mit den typischen Rundbögen. Beim nächsten Restaurant packen wir unseren auf dem Markt gekauften Proviant aus: Brot, Wurst und Käse - Wein wird geliefert … was braucht man mehr?
Unsere französischen Nachbarn am Tisch sind des Englischen mächtig … und was ja eigentlich in Frankreich nicht gerade oft vorkommt … sie beginnen eine sehr interessante und aufschlussreiche Unterhaltung mit uns. Sie beklagen sich über das immer schlechter werdende Schulsystem in Frankreich. Früher sei das Baccalauréat, das französische Abitur, wirklich etwas wert gewesen. Inzwischen würde aber praktisch auch der Dümmste das Abitur machen können, die Prüfungen würden immer leichter werden. So sei es ja kein Wunder, dass heutzutage das Abitur nichts mehr wert wäre … hm na ja, kommen uns diese Klagen bekannt vor? Der Mann erzählt uns, dass Französisch nicht seine Muttersprache sei … wir sind gespannt, aus welchem Teil der Welt er denn nun eigentlich stammt. Also, er ist schon in Frankreich geboren, im Poitou, einer Landschaft südlich der Bretagne. Seine Muttersprache sei aber Piktavisch oder Poitevinisch, eine alte keltische Sprache, ähnlich wie in der Bretagne. Genauso, wie seine Frau, die Baskin ist, sieht er sich also erst in zweiter Linie als Franzose beide sind sie mit dem zentralistischen Einheitsstaat nicht ganz einverstanden. Sowas wie in Deutschland, die Länder, das wäre doch nicht schlecht. Bei Macron scheiden sich die Geister: ihm ist Macron zu elitär, würde ich sagen. Es ginge ihm doch nur ums Geld. Sie wiederum ist mit Macron sehr einverstanden … na ja, wie im wirklichen Leben halt.