Bald nun ist Weihnachtszeit, fröhliche Zeit
nun ist der Weihnachtsmann gar nicht mehr weit ...
oder: von weihnachtlichen Traditionen
Nun, der Weihnachtsmann gehört eigentlich nicht so recht zur spanischen Tradition. Aber man sieht ihn schon hin und wieder. Voriges Jahr begegnete er uns auf dem Fahrrad in der Fußgängerzone, diesmal steht er mitsamt seiner Familie im Schaufenster - hat da etwa ein Schneemann mitgemischt, während der heilige Klaus unterwegs war …?
Die Geschenke für die Kinder bringen in Spanien die Heiligen Drei Könige am Dreikönigstag, dem 6. Januar, nachdem am Tag zuvor in vielen Städten die Ankunft der los “Reyes Magos“, mit großen Umzügen, die “Cabalgata de los Reyes“ gefeiert wird. Vor zwei Jahren waren wir bei einem solchen Umzug in Sanlucar de Barrameda dabei. Unsere romantisch veranlagten deutschen Seelen war ein wenig enttäuscht. Menschenskind … die Heiligen aus dem Morgenland … die kommen doch auf Kamelen daher, wenn man schon keine Kamele auftreiben konnte, dann doch aber bitte auf Pferden, so wie voriges Jahr in Sevilla, oder etwa nicht? Stattdessen saßen sie auf aufgeputzten Karnevals-Umzugswagen und schmissen mit Kamellen um sich. Aber die Stimmung der feiernden Menschen war mitreißend … auch wenn der eine oder andere Ellenbogen in unseren Rippen landete und so mancher Pfennigabsatz auf unseren Füßen. Eigentlich ähnlich wie beim Karneval in Köln … so stellen wir ihn uns jedenfalls vor, dabei waren wir ja noch nie.
Heutigentags sind spanische Kinder gut dran. Viele werden inzwischen zweimal beschenkt: einmal nach aus Nordeuropa übernommenem Brauch am 24. Dezember, und natürlich nach alter spanischer Tradition am 6. Januar. Die Begründung klingt ja ziemlich einleuchtend: dann können die Kinder während der Ferien nach Weihnachten schon mit ihren Geschenken spielen. Wenn ich Kind wäre, würde mir das auch gefallen.
Die Ziehung der Lottozahlen … früher ein Ereignis in deutschen Wohnzimmern nach der Tagesschau. Hier in Spanien wird seit undenklichen Zeiten noch eins drauf gesetzt: Mit der Ziehung der Weihnachtslotterie am 22. Dezember beginnt für viele Menschen die Weihnachtszeit. Allüberall sehen wir keine Lichter auf Tannenspitzen blitzen sondern Lotterieverkäufer auf den Straßen, den Cafés, Restaurants … und die Leute kaufen wie verrückt und fiebern am 22. dem Gewinn entgegen. Dann wird die Ziehung der Gewinnzahlen live im Fernsehen übertragen, in jedem Café und Restaurant starrt alles wie gebannt auf die Bildschirme in den Ecken. Ach ja, mittlerweile kann sich die ganze Welt an diesem Vergnügen beteiligen und per Internet mitgewinnen, die größte Lotterie der Welt: LOTTOLAND
All das haben wir erst in diesem Jahr so richtig kapiert. Vorher hatten wir uns über den Los-Wahn nur gewundert.
“Die Weihnachtslotterie (Sorteo de Navidad) ist eine in Spanien seit 1812 ausgespielte Form der staatlichen Lotterie, die jedes Jahr am Vormittag des 22. Dezember stattfindet. Die Bezeichnung Sorteo de Navidad tauchte erstmals im Jahr 1892 auf. Sie ist eine Sonderziehung (offiziell: Sorteo Extraordinario de Navidad) der durch das Staatsunternehmen Loterias y Apuestas del Estado zweimal wöchentlich ausgespielten Lotería Nacional.
Die spanische Weihnachtslotterie gilt, gemessen an der ausgespielten Gesamtsumme, als die größte Lotterie der Welt. So waren beispielsweise für die 2013 auszuspielende Weihnachtslotterie Gewinne in Höhe von insgesamt 2,24 Milliarden Euro vorgesehen, was 70 % der Einsätze entspricht (vergleiche die Ausschüttung im deutschen Lotto: 50 %). Auf den Hauptpreis, El Gordo („Der Dicke“) entfällt ein Gesamtgewinn von 640 Millionen Euro. Von den verbleibenden 30 % werden 3,7 % als Provision an die Verkaufsstellen gezahlt und ca. 22 % fällt dem Staat als Gewinn zu. Der Rest sind Aufwendungen.“
Für den 28. Dezember haben wir uns vorgenommen, entweder gar nicht aus dem “Haus“ zu gehen oder aber uns sehr vorzusehen.
Es ist der “Tag der Unschuldigen Kinder“, wir Ungläubige kennen uns damit ja nicht so aus. Ein kirchlicher Festtag der an den Kindermord in Bethlehem erinnern soll. Warum es in Spanien Brauch ist, ausgerechnet an diesem Tag andere durch erfundene oder verfälschte Geschichten hereinzulegen, bleibt uns wohl auf immer ein Rätsel. Selbst die Medien sollen an diesem Tag möglichst originelle und glaubwürdig klingende Falschmeldungen verbreiten … na dann … April-April … ach nee, es muss ja heißen “Dezember-Dezember“.
Es könnte ja sein, dass der eine oder andere gerne wissen möchte, wo wir uns derzeit befinden und die Weihnachtstage und den Jahreswechsel erleben werden. Also … wir haben uns für einen Monat einquartiert mit Leo auf einen privaten WoMo-Platz etwas außerhalb von Sanlucar de Barrameda. Für 6 Euro pro Tag inklusive Ver- und Entsorgung und freiem WLan ein absolut toller Platz. Alfonso, der Besitzer ist super nett und hilfsbereit. Im Moment stehen nicht allzu viele Wagen hier. Was uns sehr entgegen kommt, aber Alfonso wünscht sich sicher mehr. Von dem teilweise unmöglichen Verhalten einiger - nein man muss leider sagen, sehr vieler - WoMo-Reisender haben wir ja schon berichtet. Ein typisches Erlebnis von vor vier Tagen auf einem öffentlichen Strand-Parkplatz in Chipiona: Der Platz ist vollgestellt mit Wohnmobilen, Tische und Stühle stehen zum Teil draußen, die große Wäsche flattert fröhlich auf dem Ständer. Wir sprechen das deutsche Paar höflich an, dass es sicher besser wäre, keine Wäsche hier aufzuhängen, das sei nicht erlaubt und würde dazu beitragen, dass Wohnmobilisten immer unbeliebter würden und man bald nirgends mehr stehen dürfe. Die Antwort: Ach wir stehen hier schon seit vier Monaten !!!! und die Polizei hat noch kein Mal etwas gesagt. Diese Leute merken gar nicht mehr, wie unverschämt sie sind. Vier Monate lang mit dem Wohnmobil auf einem ganz normalen, öffentlichen, nicht für Wohnmobile eingerichteten Parkplatz zu wohnen, nur weil es nichts kostet und Wasser bekommt man auch noch umsonst. Solche Leute prahlen oftmals damit, dass sie bei ihren Monate langen Aufenthalten in Spanien nie etwas für Stellplätze bezahlt hätten. Wie kommen wir denn dazu? Wir möchten gar nicht wissen, was dieselben Leute sagen würden, wenn ausländische Besucher ein solches Benehmen auf unseren heimischen Parkplätzen an den Tag legen würden. Aber hier in Spanien bekommt man das Gefühl, die Leute - egal aus welchem Land - glauben, sie könnten hier tun und lassen was sie wollen. In Sanlucar hat man jetzt die Rechnung präsentiert bekommen: Der tolle Platz, ursprünglich extra für Reisemobile eingerichtet, ist für jegliches Wohnmobil verboten, alle Straßen rundherum desgleichen, die Einrichtungen für Wasserver- und Toilettenentsorgung entfernt. Kein einziges Mobil steht mehr in der Stadt. Wir haben das schon vor zwei Jahren vorausgesehen. Leider!
Wir waren bei unserer Ankunft zuerst sehr enttäuscht, weil wir die Stadt wirklich sehr, sehr mögen. Haben aber jetzt mit dem privaten Platz eine gute Alternative gefunden. Die Bushaltestelle erreichen wir in gut 5 Minuten Fußweg, in 15 Minuten sind wir am Marktplatz mitten im Ort. Mit dem Fahrrad brauchen wir auch nur 20 Minuten. Was will man mehr und hat ein ruhiges Gewissen.
FROHE WEIHNACHTEN